Wenn Jugendliche Drogen nehmen
Wenn Jugendliche Drogen nehmen
Neugier und Lust am Experimentieren sind grundsätzlich etwas Gutes. Wir Eltern sind stolz auf unsere Heranwachsenden, wenn sie interessiert und wissbegierig sind, Dinge ausprobieren.
Wenn der „normale“ Jugendliche Drogen konsumiert, bleibt es meist bei der “Testphase”, die mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter von selbst endet. Meist.
Was, wenn nicht? Tendiert der Konsum zur Gewohnheit, etwa bei Schwierigkeiten mit den Entwicklungsphasen oder bei Problemen in Schule oder Familie, wird es kritisch. Eltern erleben ihr heranwachsendes Kind dann oft als abwehrend oder aggressiv, es zieht sich zurück, vernachlässigt Freunde und Hobbies, die schulischen Leistungen fallen ab. Wenn es sich dann noch entsprechenden Gruppen anschließt, wo es als cool oder stark gilt zu kiffen oder Alkohol zu trinken, ist für die Eltern oft kein Herankommen mehr, obwohl sie für ihr Kind da sein wollen.
Deshalb erzähle ich Ihnen hier eine Geschichte aus der Praxis:
Eine alleinerziehende Mutter mit einem völlig unproblematischen, freundlichen, fröhlichen 14-jährigen Sohn hatte einen neuen Freund, den sie zu heiraten beabsichtigte, und mit dem der Sohn sich sehr gut verstand. Als er 16 war, heiratete die Mutter und man zog zusammen. Es wurde schon auch einmal Marihuana erwähnt, doch die Eltern waren über das Thema nicht informiert und machten sich keine großen Sorgen. Der Sohn hatte freiwillig in jungen Jahren versprochen, er würde niemals Drogen nehmen, wenn die Mutter aufhöre zu rauchen, und da sie sich an diesen Deal gehalten hatte, fühlte sie sich bezüglich dieses Themas völlig sicher.
Natürlich war sie nicht mehr so verfügbar wie zuvor aufgrund des neuen Partners und einer neuen Arbeitsstelle, die sie sehr forderte. Dennoch initiierten sie und ihr Partner immer wieder gemeinsame Unternehmungen, doch der Sohn verweigerte sich zunehmend. Er hatte durch den Umzug einige Kontakte verloren und die in der Nachbarschaft wohnenden Jugendlichen schienen sich weder für ihn noch er sich für sie zu interessieren, obwohl die Eltern den Kontakt förderten. Er fand einen neuen besten Freund in der Schule, der jedoch, nachdem er einige Male unangenehm aufgefallen war, den Eltern nicht mehr willkommen war. Auch dieser kam aus einer geschiedenen Familie, ihm fehlte deutlich Halt, und so suchten die beiden Halbwüchsigen Halt aneinander.
Das Zimmer des Sohnes wurde immer unordentlicher, bis es an Verwahrlosung grenzte, er verbot sich jedoch jede Hilfe. Es roch komisch, doch da die Eltern den Geruch nicht kannten, war ihnen nicht bewusst, dass das der Geruch von Marihuana war.
Zum 18. Geburtstag bekam der Sohn Geld von den Großeltern für den Führerschein und es wurde wie gewohnt auf sein Sparbuch überwiesen. Dieses bewahrte er schon immer in seinem Zimmer auf.
Irgendwann schöpfte die Mutter Verdacht, schaute online nach, da war das ganze Geld innerhalb 4 Wochen schon weg. Der falsche Freund hatte den Sohn beeinflusst, und jener hatte sich nur zu gern beeinflussen lassen. In der Schule fielen die Leistungen drastisch ab und in der 12. Klasse warf er einfach das Handtuch und zog in eine Männer WG. Dort wurde keineswegs nur Marihuana geraucht, sondern auch wesentlich härtere Drogen konsumiert.
Er weigerte sich arbeiten zu gehen, für Hungerlöhne sei er sich zu schade, und die Mutter war gezwungen, hart zu bleiben und ihm zwar Unterstützung für das Zimmer zu gewährleisten, doch sie weigerte sich standhaft, Drogenkonsum finanziell zu unterstützen. Es folgten fast 2 harte Jahre mit Auseinandersetzungen. Erst als er keinen Ausweg mehr sah, kam er nach Hause und bat um Hilfe. Der falsche Freund hatte dem Sohn übel mitgespielt, ihn zu Unterschriften überredet von denen er profitierte und er hatte überall Schulden, die die Familie fast 5000 Euro kosteten.
Danach ging es langsam bergauf. Der Freundeskreis war immer noch da. Die Mutter finanzierte ihm ein 1-Zimmer-Appartement, er holte das Fachabitur mit einer Zusatzausbildung nach und begann sich langsam und stetig zu stabilisieren.
Erst Jahre später erfuhr seine Mutter, dass er durch den viel zu hohen Cannabis Konsum Ängste entwickelt hatte, die jedoch u.a. dazu führten, dass er sich für seine Psyche zu interessieren begann und beschloss, nach einem sehr negativen Drogenerlebnis, nie wieder Drogen anzufassen. Noch immer wurden diese jedoch in seinem gesamten Umfeld konsumiert.
Heute ist der junge Mann stabil, Drogen sind für ihn kein Thema mehr. Doch die Jahre zwischen 17-20 wird seine Mutter so schnell nicht vergessen. Und es hat ihn Jahre gekostet, die sich selbst zugefügten Schädigungen zu überwinden. Und wer weiss, vielleicht lernt er ein Leben lang an dieser selbst verursachten Wunde?
Hintergrundinformationen für Eltern und Jugendliche
Die meisten Jugendlichen in Deutschland beginnen statistisch gesehen mit 16,7 Jahren ihren ersten Joint zu rauchen, doch inzwischen sind sie immer jünger, manchmal schon mit 14 oder früher.
Risiken für Jugendliche Konsumenten
Der frühe Einstieg ist mit Risiken verbunden, denn es steht noch immer nicht fest, ob das Gehirn in dieser ausgesprochen empfindsamen Zeit nicht unter gesundheitlichen Risiken leidet und inwieweit das Gehirn die Suchtzentren prägt und das Gedächtnis formt.
Manche der Jugendlichen kiffen nicht nur einmal am Tag und schnell gehört es für sie völlig selbstverständlich dazu. Der Hauptwirkstoff von Cannabis ist THC, davon wird man high. Und dieses THC beeinträchtigt das ganze Gehirn, insbesondere seine kognitive Leistungsfähigkeit.
Wie Leonard Cohen so schön in seinem Hit „So long Marianne“ singt: YOU MAKE ME FORGET SO VERY MUCH, ist genau dieses Vergessen der gewünschte Effekt: die Probleme der Jugendlichen, die sie aufgrund der Pubertät nun einmal haben (Unsicherheit, Sexualität, der Umgang mit dem anderen Geschlecht, Peer Groups, schulischer Leistungsdruck, Liebeskummer, u.v.m.) werden davon während des Konsums einfach weggewischt.
Viele Kiffer berichten, dass ihnen während des Konsums alles voller Tiefe und Weisheit erscheint und am nächsten Tag ist alles weg, denn das Kurzzeitgedächtnis wird stark beeinträchtigt. Das Gehirn, das viele von uns überhaupt nicht mehr abzuschalten wissen, bekommt hier ganz einfach eine Auszeit in der Hängematte. Zudem kann dieser Zustand sehr heiter werden und wer lacht schon nicht gern, selbst oder gerade wenn man gar nicht mehr weiß, warum?
Doch das Gehirn erholt sich nicht mehr so schnell von diesen Auszeiten, insbesondere wenn der Konsum steigt. Dauerkiffer haben bekanntermaßen ein schlechtes Gedächtnis.
Kiffen, Ängste, Aufschieberei, schlechtes Gewissen
Sozial ängstliche Jugendliche wollen mit dem Kiffen ihre unangenehmen Gefühle und Ängste bewältigen. Bei einem Test mit Studenten über einen Zeitraum von 2 Wochen fand man heraus, dass besonders diejenigen mit sozialer Unsicherheit häufiger Ihrem Bedürfnis zu kiffen nachgaben. Und sind sie mit Nichtkiffern zusammen, nimmt ihr Konsum ab, während die Ängstlichkeit ansteigt.
Wird versucht, die Ängste mit Cannabis zu behandeln, können sich andere Probleme verstärken.
Hat man bereits eine Angststörung, dann kommen häufiger Gedächtnis- und Schlafprobleme sowie mangelnde Energie als Probleme hinzu. Diese Kiffer haben auch öfter finanzielle Schwierigkeiten und fühlen sich weniger produktiv.
Also alles in Allem: Hier wurde der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben!
Je früher sie beginnen, desto schlimmer die Folgen
Beginnen die Jugendlichen schon in der Pubertät ist auch ihre verbale Lernfähigkeit im Vergleich zu Nichtnutzern deutlich eingeschränkt. Schon nach 2,5 Jahren regelmäßigen Konsums zeigen sie Reaktionen, wie sie bei Erwachsenen erst nach langjährigem Kiffen auftreten. Dies hält auch länger an als bei Erwachsenen, wenn sie damit aufhören.
Es gibt eine Gehirnregion, den Hippocampus, der eine sehr wichtige Schaltzentrale bei der Überführung von Lerninhalten in das Langzeitgedächtnis ist. Bei Kiffern, die bereits mit 13 Jahren begannen war das Gehirnvolumen in diesem Bereich auffällig kleiner.
Kiffen erschwert das Lernen
Ein griechischer Forscher, Lambros Messinis vom Universitätskrankenhaus Patras verglichen in einer Studie die Hirnleistungen von weiblichen und männlichen Nutzern mit denen einer abstinenten Kontrollgruppe und fanden folgendes heraus:
- Die Hälfte der Cannabisgruppe konsumierte schon seit über 10 Jahren viermal und mehr pro Woche, die andere Hälfte zwischen 5 und 10 Jahren bei vergleichbarer Intensität.
- Vor Versuchsbeginn legten alle Personen eine 24-stündige Abstinenz ein, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.
- Das Ergebnis:
Beide Konsumentengruppen konnten sich neue Vokabeln weniger gut merken. Sie waren auch deutlich langsamer als die abstinente Kontrollgruppe.
• Ebenso schnitten sie bei Tests zur Aufmerksamkeit und zur Reaktionsgeschwindigkeit schlechter ab als abstinente Versuchspersonen. Bei Erwachsenen hat man hingegen inzwischen herausgefunden, dass bereits nach 28 Tagen völliger Abstinenz vom Dauergebrauch keine Defizite im Gehirn und seiner Leistung mehr festzustellen waren.
Zusammenfassung
Die Lern- und Merkfähigkeit leidet beim Dauerkonsum und Stress lässt sich danach auch viel schlechter bewältigen. Wer aufhört und wirklich abstinent ist, erlebt eine schnelle Besserung. Es können jedoch kleine Schädigungen wie z.B. Ängste zurückbleiben, die Forscher sind sich hier noch nicht einig.
Ängste und soziale Ängste lassen sich mit Cannabis nicht heilen oder bewältigen, nur überlagern.
Wer jedoch schon unter 16 regelmäßig kifft, läuft Gefahr, seine Leistungsfähigkeit dauerhaft einzuschränken und so seine schulische und berufliche Entwicklung beachtlich zu verschlechtern. Man lernt dann auch weniger schnell aus seinen sozialen Fehlern.
CBD Öl gegen Ängste
Cannabis ist jedoch nicht nur schlecht, es ist ein starkes Heilmittel in den richtigen Händen. Es enthält u.a. auch den völlig legalen und überhaupt nicht high machenden Stoff CBD. Dieses hat ein sehr breites pharmakologisches Wirkungsspektrum auf die Gehirn-Rezeptoren, die Angst- und Angstzustände regulieren. Die Wirkung von CBD Öl gegen Angststörung ist inzwischen nachgewiesen.
Mein Angebot für Sie:
Wenn Sie mit Ihrem Jugendlichen nicht mehr klarkommen – warten Sie nicht, bis der Sumpf zu tief geworden ist. Nehmen Sie Kontakt zu mir auf. Gemeinsam entscheiden wir, was zu tun ist. Oft ist eine Therapie der richtige Weg. Dabei arbeite ich mit den Eltern gleichermaßen wie mit dem betroffenen Jugendlichen. Bleiben Sie mit Ihrem Problem auf keinen Fall allein!
Quellen:
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- Butcher, J., Mineka, S. & Hooley, J. (2009). Klinische Psychologie. München: Pearson Studium.
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- CBD Öl: Esther M. Blessing, Maria M. Steenkamp, Jorge Manzanares, Charles R. Marmar: https://doi.org/10.1007/s13311-015-0387-1
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